Alltagsgeschichten

Was mit Parkinson schon mal vorkommt…

Ein Parkinson Patient, der an Überbewegungen leidet, erzählte: „Ich wollte eine bestimmte Tasse aus dem Schrank holen. Das hab ich auch geschafft. Aber alle anderen sind auch mitgekommen." Was soll’s? Scherben bringen Glück.

Eines Morgens gehe ich durch den Garten und bleibe plötzlich stehen. Ein Trick meine Beine wieder ins Laufen zu bekommen ist mein „Flamingo“. Dabei stehe ich auf dem linken Bein und das rechte stelle ich angewinkelt gegen das andere Bein.  Da sehe ich, wie meine Nachbarin mich seltsam ansieht. „Guten Morgen, Nelli. Was machst du da?“ Meine spontane Antwort: „Yoga.“

Stadtbummel mit meiner Schwester. Ich hab ein paar Schuhe gefunden und bin gerade total überbeweglich. Kann einfach nicht still stehen. Die Schlange an der Kasse ist sehr lang… Stehen geht gar nicht. Ich zappel nur herum. Meine Schwester bietet mir an, für mich anzustehen. Dann könnte ich schon mal nach draußen gehen. Das wollte ich aber auch nicht. Vor lauter Gezappel werfe ich in einem Reflex den Karton mit den Schuhen. Zum Glück kann meine Schwester gut fangen. Natürlich kam zu den Überbewegungen noch das Problem eines Riesen-Lachanfalls dazu. Jetzt waren wirklich alle Blicke auf uns gerichtet.

Ein ganz normaler Tag… Um kurz vor 6 Uhr klingelt mein Tablettenwecker. Ich nehme die ersten Medis und warte die Wirkung ab. Halb sieben bin ich einigermaßen beweglich. Kurz mit dem Hund raus, einen Tee trinken und dafür sorgen, dass die Kids sich für die Schule fertig machen. Noch schnell einen Englischtest unterschreiben, eine Trinkflasche suchen, dem anderen 5 Euro mitgeben für einen Ausflug. Kurz vor 8 und ich bin im Off. Es geht nichts. Eigentlich wollte ich die Küche aufräumen, die Hühner versorgen und das Bad putzen. Das muss erst mal warten. Um 9 Uhr nehme ich die nächsten Medis (ok, 10 Minuten hab ich vorgezogen). Eine halbe Stunde später geht wieder was. Im Eiltempo kümmere ich mich um Haushalt und Hühner, zwischendurch ein schnelles Frühstück, noch ein paar Überweisungen erledigen, Zahnarzttermine ausmachen. Um 10:45 Uhr habe ich einen Physiotherapie Termin. Geschafft. Und schon folgt die nächste Zwangspause. Um 12:15 Uhr bin ich wieder fit und bereite schon mal das Mittagessen vor. Wäre ich zu dieser Zeit immer noch unbeweglich, hätte ich zum Glück noch ein paar leckere Notfall-Fertiggerichte im Gefrierschrank. Doch heute reicht die Energie für einen Kartoffel-Hack-Auflauf und einen Salat. Zum Nachtisch Bananen-Shake (die Bananen müssen weg). Nach dem Essen die nächste Hunderunde und dann ab auf meinen Lieblingssessel. Pause. Um 15 Uhr bekommt einer der Jungs Besuch. Die Mutter des Freundes bringt ihr Kind und wundert sich, dass ich nicht an die Tür komme. „Mama kann gerade nicht laufen“, erklärt mein Sohn. Zu Glück weiß die Mutter bereits über meine Erkrankung bescheid. Sie kommt durch ins Wohnzimmer und wir unterhalten uns kurz. Sie fragt noch mal nach, ob das wirklich ok sei mit der Betreuung der beiden Kinder. Ich bestätige das, weil ich weiß, dass mein Mann in einer Stunde nach Hause kommt. Kurz danach klingelt es an der Tür. Im langsamen Humpelgang erreiche ich die Haustür. Eine Nachbarin fragt, ob sie eine Packung Milch haben kann. Ich wackle also in die Küche. Ihr Blick sagt mehr als Worte. Ich gebe ihr die Milchtüte und erkläre. „Bin grad nicht die schnellste Schnecke…“ Eigentlich wollte ich mit einem der Jungs los, um Turnschuhe für die Schule zu besorgen. Umgeplant: mein Mann macht sich mit ihm auf den Weg. Abendessen vorbereiten klappt. Wunderbar. Das Besucherkind wird abgeholt und ich kann die Haustür öffnen! Das sind die kleinen Freuden des Alltags. Und es folgt ein Abend ohne weitere Offs. Speedy ist wieder am Start: Gartenpflanzen giessen, Küche aufräumen, Bad putzen… Das Wäsche waschen übernimmt mein Mann. 20:30 Uhr und ich bin erledigt. Die Kids verschwinden in die Zimmer. Ich bereite noch ein bißchen den morgigen Tag vor und sitze eine Weile mit meinem Mann auf der Terrasse zum Quatschen. Lange halte ich nicht durch. Mein Bett ruft. Schnell noch die Medis für den nächsten Tag einsortieren und „Gute Nacht“.

 

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