Immer wieder stehe ich vor der Frage, wie es mit meiner Medikation weiter gehen soll. Nach jeder Neueinstellung (außer bei der ersten), war ich besser beweglich und kam im Alltag wieder besser klar als vorher. So geht es auch den meisten Parkinson-Patienten, die ich bisher kennengelernt habe. Trotzdem kommt früher oder später der Punkt, wo die Verbesserung nachlässt. Bei mir heißt das im Klartext, dass ich wieder jede zweite oder dritte Nacht krampfe, meine Offs länger werden und ich durch den Schlafmangel insgesamt völlig hinüber bin. Dann gehen mir die Möglichkeiten durch den Kopf, die ich noch habe. Was kann man noch mit Tablettenumstellungen erreichen? Soll ich nochmal eine andere Klinik ausprobieren? Oder doch auf die Apomorphinpumpe umstellen? Insgesamt 3 mal wurde mir auch schon sehr zur THS (Tiefe HirnStimulation) geraten. Die Vorstellung, dass mir bei vollem Bewusstsein Elektroden ins Gehirn gesetzt werden, finde ich immer noch ziemlich unheimlich. Wenn ich dann aber höre, dass es Patienten gibt, die danach nur noch einen Bruchteil der Medikamente brauchen und im Alltag gut klarkommen… Da kommt man schon ins Grübeln. Ich kenne allerdings auch einige, bei denen die OP zu keinem guten Ergebnis geführt hat. Dann sind da ja noch die alternativen Heilmethoden. Akupunktur soll eine gute Methode sein, um die Symptome in den Griff zu bekommen. Dann gibt es da in Spanien jemanden, der die permanente Nadel anbietet. D.h. winzig kleine Nadeln verbleiben in der Ohrmuschel und man hat über Jahre die Wirkung von Akupunktur bei nur einer Behandlung. Der Arzt, der das anbietet, ist selbst von Parkinson betroffen und versichert, dass seine Behandlung Erfolg bringt. Es gibt sogar Studien darüber. Da stehe ich nun und komme mir vor wie in einem Labyrinth. Welcher Weg ist für mich der beste? Wem glaube ich? Und bei den alternativen Möglichkeiten ist das ganze eben auch eine finanzielle Frage. Glaube ich an die Medikamente? Und wie lange macht das mein Magen und Darm noch mit, bei den Mengen, die ich täglich schlucke? Mit der Zeit bin ich immer skeptischer geworden und frage mich bei einer ärztlichen Empfehlung sofort, aus welchem Grund diese gerade ausgesprochen wird. Geht es wirklich um mich und wie man mir am besten helfen kann? Oder hat der Arzt oder die Klinik mit bestimmten Medikamentenherstellern einen Vertrag? Springt für die Klinik bei der einen oder anderen Behandlung mehr raus? Mir ist klar, dass ich auf diese Fragen keine Antworten bekomme. Und doch muss ich Entscheidungen treffen. Da kann ich nur für mich selbst und alle anderen Betroffenen hoffen, dass es die richtigen Entscheidungen sind. Garantie gibt es keine.
Und das Leben bleibt lebensgefährlich. Denn: Jeder Tag ist eine harte Nuss, die man frohen Mutes knacken muss.
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